Den Moment halte ich nicht darum fest, ihn in Zukunft einmal zu erinnern. Vielmehr fotografiere ich, um zum Zeitpunkt der Aufnahme den Pegel des Erlebten aufzudrehen. ๐ต
Die Rolle, die jene charakteristische Erinnerbarkeit, die der Fotografie zueigen ist, dabei dennoch einnimmt, ist die der jugendlichen Liebe: Ihr Versprechen nรคmlich, dass der Moment kein Ablaufdatum habe โ โkeine Sorge, wir werden fรผr immer zusammen bleibenโ โ erlaubt mir, mich ganz in seinen langen Armen zu verlieren.ย
Wรคhrend ich zuerst noch รคngstlich an ihm festhielt, lรถsen sich, da ich ihn fotografisch festhalte, meine Nรคgel aus seiner Haut. Darin liegt der echte Nutzen jedes Ewigkeitsversprechens: Mag es denn auch anders kommen โ hier verlรคuft sich eine Liebe, dort verblasst eine Fotografie in einem Album, erlischt auf einem Datentrรคger โ hat das Versprechen sich des Momentes wegen, in dem es original ausgesprochen und naiv geglaubt worden ist, schon gerechnet.
Und sicher nicht erst einmal hat eine Stunde nur, da ich mich ihr damals so befreit รถffnen konnte, sich derart unvergesslich eingebrannt, dass ich mich letzten Endes doch zu dem bewegt sehe, worum es mir ursprรผnglich gar nicht ging. Und ich an sie zurรผckdenkend mich aufmache, die Ordner im Schrank oder auf dem Computerbildschirm nach jener Fotografie zu durchstรถbern, die mich damals, da sie mir warm zusprach, so gut und fest hielt.