Wo es gemeinhin gilt, alle Mittel dahingehend aufzubringen, unbemüht aufzutreten, kann sich herauszuputzen fast schon wieder etwas Aufrichtiges haben, also Ehrliches und Nettes.
Ich spreche aber nicht von klassischer Abend- und Bürorobe, nicht davon also, sich hinblicklich eines Anlasses zu trimmen. Noch berufe ich mich auf artisanale Designerstücke, die gern zeitlos, verlässlich saisonlos zwar durch Einfarbigkeit, sonore Textur und erstklassige Proportion schmeicheln mögen, dann aber doch irgendwo charakterschwach daherkommen. Was ich stattdessen nicht mehr aus dem Kopf bekomme, sind die Herrenlinien von AllSaints, G-Star RAW® oder Jaded London, die ein massenproduziertes Imitat dieses Artisanalen wiederkäuen, das nichtsdestotrotz nachdrücklicher wirkt.
Jetzt aber mal von Anfang. Was versteht man überhaupt, wenn man nachdem man ein wirklich adorables Kleidungsstück liest, dessen Knöpfe verschiedenfarbig, Saum gerollt, Stoff unbedruckt, Passform eng, Kragen extratief, Maschen grob oder Ärmel überlang sind, dann auf der linken Brust verhängnisvoll und schicksalhaft das Logo von AllSaints vernimmt?
Dass von jeder Bedeutung, die das Kleidungsstück in der hysterischen Bedeutungswelt der Männer annehmen möge, eilig zurückgerudert wird. Schlüssen über Charakter, Status oder Ausrichtung, die (oberflächlich wie überflüssig, und dennoch unvermeidlich) anhand eines extralangen Cardigans etwa über mich gezogen würden, kommt das Logo der erschwinglichen Massenware zuvor, wenn es versichert, dass ich weder überheblich bin, noch reich oder sonstwas.
Für vorbehaltlose Extravaganz, wie sie im nicht signierten Artikel pur (aber eben auch unspektakulär) gesammelt wäre, fehlt nämlich der Mumm. Da möchte einer außenstehen und traut sich nicht. Will zeitlos sein und bleibt an die Wertung seiner Zeit gebunden. Ein Scheitern, das die Bildmarke mit solcher Aufrichtigkeit einräumt, dass das in ihr verbildlichte Zögern, Normativem abzusagen, Normativem absagt. Und wer schon bringt es übers Herz, einem Gegenüber, das sich in AllSaints derart menschlich zeigt, keine Sympathie einzuräumen.