Notizblöcke, August bis November 2022
... da das Leben mich sprachlos machte, als es bloß wieder Fahrt aufnahm, um neuerlich in sich zusammenzufallen
Dass die Welt noch immer die alte bleibt, liegt darin begründet, dass wir zu geübt darin sind, über Fahles zu schmunzeln.
Bevor ich Tiefsitzendes zerkaue und verdaue, ist einzuwilligen, dass es damit seine Knackigkeit verliert.
Noch immer im Hinterkopf: Indem mein Körper notwendigerweise wird, was ich tue – und ich, während die Knie noch immer weder laufen, noch gehen, tanzen oder spielen wollen, stattdessen bloß radfahre, schwimme und trainiere – physiognomisch unmenschlich werden.
Nicht zuletzt stehe ich still, da ich kaum wem langjährig nahestand, um die Veränderung einfach mitzumachen.
Fotografie? Bedeutendes, das stumm hinter Glas schreit …
Jetzt, da das Leben wieder meines (die Verletzung hintergründig) ist, kann ich mich endlich jenen Dingen widmen, denen ich mich längst hätte widmen können.
Was ich (weshalb auch immer) Leben nenne, nimmt wieder Fahrt auf. Die Plastiktüte, auf der der Schriftzug des bulgarischen Supermarkts steht, über die Schulter, streune ich (da ich wieder gehen kann) erstmals durch meine Nachbarschaft.
Das einzige, das obszöner aussieht als ich in Naturfarbe (grün), ist die Natur in meiner Farbe (nude).
Es bereitet ganz besonderes Entzücken, die abgeworfenen Kleidungsstücke auf dem Bett oder Boden liegen zu sehen, den Finger darauf richten und sagen zu können: dort liege ich.
Getränke bleiben mir Token im Casino der Ideen …
Mein Geschriebenes wird erst dann zu Balsam werden, wenn Gedanken festzuhalten zu allererst einmal mich nicht länger selbst quält.
Schrecklich schwierige Trennung vom sogenannten Szeneviertel und der Innenstatt wiedermal, Freitagabend Stoßzeit, Sonnenuntergang und so weiter, die mir irgendwo alle Herbergen sind, denen ich mich entreißen muss, nicht schlaflos zu sein, noch zu verhungern, vor allem aber mir Selbstbestimmtheit zu beweisen.
Hoffnungslos, schwerelos …
Alles ist genau so, wie es aussieht. Und ich für Dich liebend gern der, für den Du mich hältst.
Leben, im Rückspiegel Nebel.
Wenn das Empörende das ist, was ans Normale direkt angrenzt, was steht dem Normalen dann gegenüber? Wie gehabt das Außergewöhnliche, das anders als das Empörende, an dem irgendetwas Unbezifferbares seltsam ist, sich unserer Logik fügt.
Wenn alles seine Gründe hat, bedarf dann alles seiner Therapie?
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