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Es ist Modewoche. Was mich hingegen interessiert, ist der Auftritt der Personen auf der Straße, wo es gemeinhin gilt, Persönlichkeit sich durch Sachen durchdrücken zu lassen. Was ich im Alltag trage, soll mich widerspiegeln, soll durchsichtig sein.
Jede Absicht aber, die ich in jenen Textilien zu verpacken suche, in denen ich mich verpacke, wird, da Klamotten schrecklich unzuverlässig übersetzen, in Übersetzung verlorengehen. Wenn Montur etwas widerspiegelt, dann natürlich was mir gegenübersteht und mich liest.
Eine Weise aber ist mir bekannt, auf die Persönlichkeit durch Anziehsachen durchzuschimmern vermag. Das ist die Farbwiederholung. Welchen konkreten Anstrich ich mir gebe – muss es die Lieblingsfarbe sein? – bleibt dabei ganz gleich. Denn klar sträubt sich mein Auftritt weiterhin, nähere Auskunft über meinen Charakter zu geben, versichert jedoch eindringlich, dass da einer ist.
Damit muss ich mich zufrieden geben, mehr geht nicht. Und die Farbwiederholung, da sie so kindlich einfach ist, ist verlässlich. Sogar nämlich wenn jener Ton, den meine heutige Robe ausreizt, mit einer gegenwärtigen Modefarbe zusammenfällt, so zeugt die wie besessene Farbwiederholung, zu der bis heute kein Ratgeber je geraten hat, von meinem aufrichtigen, ansehnlichen Alleingang.